Finance IT


Ex-HVB-CIO Rausch über Compliance, Standards und Kommunikationsprobleme

Wenn Anwender der IT das Programmieren erklären

Christiane Pütter ist Journalistin aus München.

Welchen längerfristigen Trend sehen Sie bei der Standardisierung in Deutschland?

Rausch: Zum Beispiel bei der Wertpapierabwicklung. Da gibt es derzeit immer noch mehrere Systeme. Ich halte es für denkbar, dass sich in fünf bis zehn Jahren ein Standard durchgesetzt hat. Dann können Spezialbanken die Wertpapierabwicklung für andere Geldinstitute übernehmen. In der Schweiz beobachten wir, dass die Banken den Eigenanwender-Status zunehmend aufgeben. Die Programmierer klinken sich stärker in Geschäftsprozesse ein.

Gilt das für alle Banken?

Rausch: Jedenfalls für die Kantonalbanken. Als Dienstleister entwickeln wir Standard-Software gemeinsam mit den Banken, so dass die Anforderungen der jeweiligen Kunden einfließen. Das funktioniert in der Schweiz und Liechtenstein sehr gut und ich denke, das ist auch eine gute Perspektive für deutsche Banken.

"Hätten in den USA Regularien gegolten wie in Europa, wäre die Krise weniger schlimm ausgefallen"

In der Finanzkrise ruft die Politik gern nach mehr Regularien bei den Banken. Wie ist Ihre Antwort darauf?

Rausch: Die Abläufe in den Banken sind sehr genau geregelt, sie müssen bereits heute umfangreiche Compliance-Anforderungen beachten. Diese Regularien haben durchaus einen Sinn, sind aber für die Banken und auch für uns mit erheblichem Aufwand verbunden.

Welcher Nutzen steht diesem Aufwand gegenüber?

Rausch: Das ist schwer zu beziffern. Aber ich bin davon überzeugt, dass die jetzige Krise weniger schlimm ausgefallen wäre, wenn in den USA ähnliche Regularien gegolten hätten wie in Europa.

Klaus Rausch war Vorstandsvorsitzender der HypoVereinsbank Information Services und hat zum Jahreswechsel als Chief Technical Officer (CTO) beim Schweizer Unternehmen Avaloq angefangen. Avaloq bietet Kernbankensysteme an und ist nach eigenen Angaben Marktführer in der Schweiz.

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