Strategien


Porträt

Wie sich George Soros als Euro-Retter inszeniert

11.03.2013
Von Florian Zerfaß, Angela Hennersdorf und Dieter Schnaas

Aber, so zischen die schicken Anzugsträger zugleich: Soros sei ein boshafter alter Mann, dem nicht zu trauen sei und der selbst niemandem traue. Ein Hedgefondsmanager berichtet, er habe einmal mit Soros ein paar Investments gemacht - ein Fehler, nie wieder. Warum? Wieso? Kein Kommentar. Nur so viel: Soros traue nicht einmal den eigenen Söhnen Jonathan und Robert, denen er die Führung von Soros Fund Management übertrug. Der Alte halte sie an der kurzen Leine, heißt es an der Wall Street, er überwache jedes Investment und bestimme weiterhin, wo, wie und wie viel in was investiert werde. Jonathan stieg deshalb schon wieder aus.

Soros ist ein rotes Tuch

Für Amerikas Konservative ist Soros ein rotes Tuch. Ein Kapitalismuskritiker, ein früher Förderer und Financier von Barack Obama, ein Spender der demokratischen Partei. Obwohl Soros in seinen Büchern die Fehler des kapitalistischen Systems geißelt, mögen ihn allerdings auch die linken Amerikaner nicht übermäßig, der Mann ist vielen von ihnen schlicht suspekt.

Die europäische Linke hat weit weniger Berührungsängste zu Soros und seinem Geld. Das Ergebnis ist unter anderem in der Reinhardtstraße 19 in Berlin zu finden, in der Zweigstelle des European Council on Foreign Relations (ECFR). Seinem Selbstverständnis nach ist es der erste paneuropäische Thinktank mit Büros in sieben europäischen Hauptstädten, ein "strategisches Netzwerk" aus Politikern, Intellektuellen und Managern.

An seiner ideellen Spitze steht Joschka Fischer, der ehemalige grüne Außenminister, einer der Gründer des ECFR und einer von drei Vorsitzenden. An der finanziellen Spitze aber steht George Soros. Ohne den Milliardär gäbe es das ECFR nicht. Praktisch im Alleingang finanzierte Soros den Aufbau der Organisation, die massenweise Pro-Euro-Positionen publiziert hat. "Sein Engagement war eminent", sagt Geschäftsführer Dick Oosting, und auch wenn es schrumpft, "es bleibt sehr wichtig".

Mit 2,52 Millionen britischen Pfund hat Soros’ Open Society Foundation das ECFR allein 2011 unterstützt, das sind fast 70 Prozent aller Zuschüsse und Spenden. 2,52 Millionen Pfund für ein öffentliches Klima, in dem "Solidarität" für Spanien und Griechenland gedeiht, wo eigentlich kühl von "Geld aus Nordeuropa für Südeuropa" die Rede sein sollte? 2,52 Millionen Pfund für die Förderung eines Mentalitätsregimes, das unter einer "verantwortungsvollen" Europa-Politik die nachträgliche Prämierung ihrer dreistesten Profiteure versteht? 2,52 Millionen Pfund als Sponsoring einer Öffentlichkeit, die die Rettung des Euro und die Sozialisierung von Bankschulden begrüßt, wovon vor allem die Finanzmärkte profitieren? Dieselben Finanzmärkte, denen George Soros sein Vermögen verdankt - und an denen der mittlerweile als Familienbetrieb geführte Hedgefonds mit rund 25 Milliarden Dollar investiert ist?

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