Strategien


Agil, dezentral und offen

Die Digitalstrategie von BSH Hausgeräte

Außerdem gibt es dort eine klare Schnittstelle, deren Aufgabe es ist, die Anforderungen der internen und externen Kunden exakt zu verstehen. "Wir haben die IT-Organisation deutlich kundenorientierter ausgerichtet", sagt Reichel. Der Demand-Organisation komme die zentrale Aufgabe zu, intensiv mit den Kunden zu reden. "Wir müssen Transparenz schaffen und verständlich erklären, welche Projekte wir wann, wie und in welchem Umfang umsetzen können."

Scrum auch für SAP-Projekte

Dabei hilft auch der seit Sommer 2014 amtierende Chief Digital Officer (CDO) Mario Pieper. Eine seiner Aufgaben besteht darin, den genauen Bedarf der Fachbereiche aufzunehmen. "Der CDO bündelt die Anforderungen, spielt mir im Doppelpass die Themen zu, und die IT setzt das um", erklärt CIO Reichel die Zusammenarbeit.

Bevor sich die IT an die Arbeit macht, entscheidet die Demand-Organisation, ob ein Projekt klassisch nach dem Wasserfall-Modell oder agil betrieben wird.

Dabei geht der Trend eindeutig in Richtung Agilität, häufig kommen Methoden wie ScrumScrumzum Zuge. Davor ist selbst das SAP-System nicht gefeit. So prüft die IT gerade, wie sie Rollouts von S4/HANA und Implementierungen von Templates agil vornehmen kann. "Wir schulen aufagile Methodenagile Methoden in Pilotprojekten, die sich anschließend in die Organisation vorarbeiten sollen", sagt Reichel. Wenn dann ein Projekt gut laufe, motiviere das beide Seiten, und die Beteiligten trügen die positiven Erlebnisse weiter ins Unternehmen hinein. Alles zu Agile auf CIO.de Alles zu Scrum auf CIO.de

Auch der vernetzte Kaffeeautomat EQ.9 connect von Siemens lässt sich per App bedienen. Ferndiagnosen und Einstellungen wie die Wasserhärte sind damit ebenso möglich.
Auch der vernetzte Kaffeeautomat EQ.9 connect von Siemens lässt sich per App bedienen. Ferndiagnosen und Einstellungen wie die Wasserhärte sind damit ebenso möglich.
Foto: BSH Hausgeräte

Permanentes Multitasking schadet nur

Von einer "Bimodal IT", auch als IT der zwei Geschwindigkeiten bekannt, hält Reichel allerdings herzlich wenig. "Agilität ist eine Frage des Mindsets und erst in zweiter Linie eine der Methodik", sagt er. Wolle man schneller werden, dürfe man beispielsweise nicht immer neue Anforderungen seitens der Fachbereiche berücksichtigen. Vielmehr müssten sich die Teams auf die richtigen Themen fokussieren. "Kern des agilen Arbeitens ist es, Themen und Projekte mit dem Kunden zusammen zu priorisieren", sagt Reichel. Grundsätzlich sei es wichtig, die tägliche Arbeit zu entschlacken und sich zu konzentrieren. "Wir müssen weg vom permanenten Multitasking, das ist schädlich."

Microservices und Service-Bus

Um schneller und flexibler zu werden, muss auch das Backend entsprechend präpariert sein. Große ERP- und PLM-Plattformen sind nun mal nicht unbedingt für ihre Wendigkeit bekannt. Also setzt BSH stark auf Microservices und Enterprise-Service-Bus, um Beweglichkeit auch in den monolithischen Systemen zu erzeugen. Mehr Schnelligkeit wird am Frontend beim Kunden wie auf der BSH-Plattform "Home Connect" gebraucht.

Der sprachgesteuerte Küchenassistent Mykie (My Kitchen Elf) beantwortet Fragen der Anwender und ist mit allen Hausgeräten vernetzt.
Der sprachgesteuerte Küchenassistent Mykie (My Kitchen Elf) beantwortet Fragen der Anwender und ist mit allen Hausgeräten vernetzt.
Foto: BSH Hausgeräte

Über diese IoT-Plattform (Internet of Things) vernetzt BSH ihre Internet-fähigen Hausgeräte miteinander, schickt die Daten in eine Cloud und analysiert sie dort für bessere Services. Zwar ist Home Connect bisher eine geschlossene Plattform, und Standards für die Einbindung von Geräten anderer Hersteller fehlen noch weitgehend. Doch in einem Punkt ist sich CIO Reichel sicher: "In der Zukunft werden die Firmen mit den offensten Plattformen gewinnen." Deswegen soll es langfristig eine für andere Gerätehersteller offene Plattform geben.

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