Aus Schaden klug werden

Die größten IT-Disaster 2021

Josh Fruhlinger ist freier Autor in Los Angeles.
Moritz Iversen ist freier Journalist in München.

Der Kern des Streits ist eine Geschichte, die jedem bekannt vorkommen dürfte, der schon einmal an einem großen IT-Projekt beteiligt war: Maine behauptet, das neue System sei mit einer Fehlerquote von 50 Prozent online gegangen, während Workday zu Protokoll gab, dass die in das System importierten Daten von Maine hoffnungslos fehlerbehaftet gewesen waren.

Grundsätzlich scheint es so zu sein, dass Maine Mitarbeiter für das Projekt einstellte, die nicht über die erforderlichen Fähigkeiten verfügten, und dass der Staat nicht bereit war, genug zu zahlen, um Mitarbeiter zu finden, die die Anforderungen erfüllen konnten. Wenn man dann noch die erhobenen Vorwürfe der Vetternwirtschaft und der sexuellen Belästigung hinzufügt, hat man ein echtes IT-Management-Problem. Maine verwendet übrigens immer noch sein 40 Jahre altes HR-System.

Urlaub am Amazonas

Wenn Sie aus den beiden vorangegangenen Berichten den Schluss ziehen, dass die öffentliche Hand nicht in der Lage ist, IT-Projekte kompetent zu managen, müssen wir leider mitteilen, dass 2021 eine nicht unähnliche Krise in einem Unternehmen des privaten Sektors ans Licht kam - und zwar nicht in irgendeinem Unternehmen, sondern bei AmazonAmazon, dem Prototypen der hypereffizienten neuen Plattformökonomie, die erst durch IT und das Internet ermöglicht wurde. Alles zu Amazon auf CIO.de

Eine Untersuchung der "New York Times" ergab, dass Amazons interne Verfahren für die Gewährung verschiedener Arten von Urlaub an seine Mitarbeiter reichlich fehlerhaft sind. Dies hat zu einer ganzen Reihe von Horrorgeschichten geführt, die sowohl Angestellte als auch Arbeiter betreffen. Dazu zählen Menschen, die gefeuert wurden, weil sie nicht zur Arbeit erschienen, obwohl sie sich im genehmigten Urlaub befanden, aber auch Frauen im Mutterschaftsurlaub, die mysteriöse Kürzungen ihres Gehaltsschecks hinnehmen mussten, sowie ein verletzter Arbeiter, der wegen Arbeitsunfähigkeit gezwungen war, seinen Ehering gegen Bargeld zu verkaufen, weil seine Schecks einfach nicht mehr eintrafen.

Wie sich herausstellte, verwaltet Amazon sein Urlaubssystem mit mehreren Softwareprodukten verschiedener Anbieter - ein Erbe seines raschen Wachstums in den Anfangstagen. Die Lehre daraus ist, dass die Entscheidungen, die man zu Beginn der Unternehmensgeschichte trifft, noch Jahre oder sogar Jahrzehnte nachwirken können. Wie das Gefängnissystem in Arizona versuchte auch Amazon, IT-Dysfunktionalität durch menschliche Arbeit auszugleichen: 67 Vollzeitmitarbeiter sind angeblich mit der Eingabe von Daten zum Urlaub der Mitarbeiter beschäftigt - eine Arbeit, die so stressig ist, dass viele von ihnen am Ende selbst Urlaub nehmen müssen.

Plan B ist Pflicht

Am 4. Oktober 2021 konnten Menschen auf der ganzen Welt nicht auf FacebookFacebook, Instagram oder WhatsApp zugreifen, da die Services des inzwischen umbenannten Unternehmens Meta vom Internet abgeschnitten waren. Wir wollen nicht zu sehr auf die eigentliche Ursache der Krise eingehen, bei der es sich um einen Fehler im Border Gateway Protocol handelte, der die Dienste vom restlichen DNS-System des Internets abtrennte. Stattdessen wollen wir uns auf ein Detail konzentrieren, das für jeden IT-Betrieb von Bedeutung sein könnte - selbst für solche, die nicht zu einem der größten Technologieunternehmen der Welt gehören. Alles zu Facebook auf CIO.de

Zu Beginn des Ausfalls berichtete die Tech-Reporterin der "New York Times", Sheera Frenkel, dass Facebook-Mitarbeiter die Unternehmenszentrale nicht betreten konnten, weil ihre Ausweise die Türen nicht mehr öffneten. Dies wiederum hinderte die Techniker daran, Zugang zu den Servern zu erhalten, auf die sie für die Behebung des Gesamtproblems zugreifen mussten.

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