CIO der Wirtschaftskanzlei Noerr

Christian Ammer: "Radikal digital – dafür stehe ich"



Simon Hülsbömer betreut als Senior Research Manager Studienprojekte in der Marktforschung von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE. Zuvor entwickelte er Executive-Weiterbildungen und war rund zehn Jahre lang als (leitender) Redakteur tätig. Hier zeichnete er u.a. für die Themen IT-Sicherheit und Datenschutz verantwortlich.

Als europäische Top-Kanzlei übernehmen wir in der Regel keine "einfachen Standardfälle", sondern bieten nur individuelle Einzellösungen. Digitalisierung heißt somit für uns, den Anwalt/Berater so produktiv, schnell und effizient wie möglich zu machen, so dass unsere Berater möglichst ihre gesamte Zeit für inhaltliche Arbeit aufwenden können, die unseren Mandanten einen tatsächlichen Mehrwert liefert. Unsere Digitalisierungsinitiativen dienen somit in erster Linie dazu, möglichst zielgerichtet an alle Arten von Informationen zu kommen - durch Aufbereitung, Analyse, Vorbereitung - und möglichst schnell einen hochwertigen Output zu erzeugen - durch Automatisierung, Wiederverwendung und Kommunikation.

Eine in einer Partnerschaft organisierte Kanzlei ist nicht wirklich mit einem auf Effizienz getriebenen Wirtschaftsunternehmen, bei denen es sich meist um Kapitalgesellschaften handelt, zu vergleichen. In der Vergangenheit war der gesamte Stab um die Anwälte und Berater herum ausschließlich nur dazu organisiert, den Anwälten möglichst alle administrativen Tätigkeiten abzunehmen.

Durch die Digitalisierung ändert sich dieses Paradigma nun. Anwälte müssen sich mit Technologie, Werkzeugen und Arbeitsprozessen auseinandersetzen und selbst in der Lage sein, diese in der Zusammenarbeit mit den Mandanten aktiv zu gestalten. Durch die Lösungen, die wir nun nach und nach etablieren, helfen wir den Kollegen dabei, diesen Schritt zu machen und damit einen sichtbarem Wettbewerbsvorsprung gegenüber anderen - traditionellen - Kanzleien zu erlangen.

IT künftig komplett als Managed Services

Auf welche IT- und Digitalisierungsprojekte sind Sie besonders stolz?

Christian Ammer: Seit Mitte letzten Jahres dreht sich bei uns alles um die Transformation des IT-Betriebsmodells - übrigens unter Leitung von LEP-Alumnus Sven Knospe. Bis 2019 haben wir sämtliche IT-Leistungen selbst erbracht und in zwei eigenen Rechenzentren aufgebaut und administriert. Für eine noch immer relativ kleine IT-Einheit waren aber die Menge und Komplexität der Themen und Technologien nur noch mit großen Abhängigkeiten zu einzelnen Spezialdienstleistern zu steuern.

Im Juni 2019 haben wir die Entscheidung getroffen, dass Betriebsmodell aufzugeben und sämtliche Infrastruktur und Basis-IT-Systeme in ein Managed-Service-Modell - bei Bechtle und der Telekom - zu überführen. Ende Mai werden wir dieses Transformationsprogramm soweit abgeschlossen haben, dass wir sämtliche rund 250 Server dorthin überführt, ein vollständig neues, voll gemanagtes Netzwerk in Betrieb und eine Erneuerung vieler Legacy-Systeme durchgeführt haben.

Damit haben wir die Betriebs- und Sicherheits-Risiken für Noerr erheblich verbessert und sind als IT schneller, robuster und flexibler als je zuvor. Nur durch diesen Move waren wir in der Lage, auf die aktuelle Krisensituation so schnell zu reagieren, ebenso wie wir nun auf alle Entwicklungen innerhalb der Kanzlei flexibel und rasch reagieren können.

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