Cloud Computing


Alle Server in der Cloud

Die Hybrid-Cloud-Strategie bei Zumtobel

Holger Eriksdotter ist freier Journalist in Hamburg.
Referenzprojekt IV: Das Dornier Museum Friedrichshafen zeigt die Flugzeuge des Konstrukteurs Claude Dornier. Das Museum wurde 2009 eröffnet.
Referenzprojekt IV: Das Dornier Museum Friedrichshafen zeigt die Flugzeuge des Konstrukteurs Claude Dornier. Das Museum wurde 2009 eröffnet.
Foto: Zumtobel Lightning GmbH

Aber auch die neue Server-Landschaft hat nur endliche Ressourcen. Der entscheidende Zugewinn an Flexibilität entsteht erst aus dem Konzept der Hybrid Cloud: Lastspitzen werden durch kurzfristig hinzugebuchte Kapazitäten aus der Public Cloud abgefedert. Damit stehen - zumindest theoretisch - unbegrenzte Ressourcen zur Verfügung. Aber auch in der Realität gibt es eine hinreichende Auswahl: Neben den RZ-Kapazitäten im Arago-eigenen hochsicheren Rechenzentrum in Frankfurt und der lokalen Telekom Austria stehen auch Ressourcen internationaler Cloud-Provider bereit. Arago hat Vereinbarungen mit T-Systems, Colt und Verizon getroffen, sodass jederzeit Rechen- und Speicherkapazität zugeschaltet und - teilweise sogar minutengenau - abgerechnet werden können.

Auch wenn die Lösung sofort einleuchtend und einfach klingt: Das Management, die Zuteilung der Ressourcen und die Lastverteilung in der dynamischen IT-Infrastruktur stellen höhere Anforderungen als die klassischen IT-Landschaften und sind manuell ohne ausgefeilte Automatisierungsmechanismen nicht mehr zu bewerkstelligen: "Der Administrationsaufwand für eine sich solchermaßen dynamisch verändernde IT-Umgebung wie die Cloud kann nicht mehr mit herkömmlichen Werkzeugen allein erbracht werden", erläutert Arago-Projektleiter Hilger. "Für den Betrieb von Cloud-Infrastrukturen haben wir eine Software entwickelt, die neben reinen Administrations- und Automatisierungsfunktionen auch Wissensbausteine für die Cloud-Optimierung integriert."

Selbstlernender Autopilot

Die Unternehmenszahlen von Zumtobel.
Die Unternehmenszahlen von Zumtobel.
Foto: CIO.de

Basis der eingesetzten Management-Software "Arago Autopilot for IT Operations" sind ein Regel-Pool für die Ablage der Erfahrungen rund um die Bearbeitung von Vorfällen sowie ein IT-Modell, das die Abhängigkeiten zwischen der IT und den Services dokumentiert. So ist der Autopilot "selbstlernend" in der Lage, den dynamischen Veränderungen in der IT-Infrastruktur zu folgen und den Großteil der Administration ohne manuellen Eingriff eigenständig zu erledigen.

Nach sechsmonatiger Projektdauer waren alle Systeme auf die Cloud migriert. Auf Zumtobel-Seite waren das zehn Personen umfassende Basisbetriebsteam sowie das Entwicklungsteam mit 15 teilweise externen Mitarbeitern beteiligt, die sechsköpfige Arago-Truppe führte Projektleiter Thorsten Hilger an. "Die Vorteile hinsichtlich der Kosten, bezüglich Green IT und vor allem, die Kapazität nach Bedarf aus-, aber auch wieder abbauen zu können, waren absolut einleuchtend", sagt CIO Brady. In weniger als einem Jahr will er den Return on Investment bei den Hardwarekosten geschafft haben. Die wichtigste Messlatte blieb für ihn dennoch die Systemleistung. Und auch hier sieht er seine Erwartungen bestätigt: Trotz des erheblichen Downsizings der Server-Landschaft ergaben die ersten Messungen eine merkliche Performance-Steigerung für die rund 1700 Mitarbeiter in 50 Ländern sowie externe Geschäftspartner. "Das Feedback zur Performance ist sehr, sehr gut", freut sich der CIO.

Der Ernstfall - die Zuschaltung externer Ressourcen aus der Public Cloud - ist allerdings bisher noch nicht eingetreten. Als erster Termin dafür war die Bilanzpressekonferenz im März geplant. Aber wider Erwarten hielten die eigenen Hardwareressourcen den hohen Leistungsanforderungen durch internationale Video-Streamings stand. "Wir haben das vorher natürlich ausgiebig getestet und auch mehrere interne Server ausgeschaltet", versichert Arago-Mann Hilgert. Wenn nichts Unvorhergesehenes geschieht, kommt der nächste, echte Stresstest wohl erst im Oktober auf CIO Brady zu. Bei der Präsentation der Produktneuheiten plagen ihn jedoch keine Zweifel: „Ich habe das ja im Test gesehen und bin völlig sicher, dass das Zuschalten von CPU und Speicher auch im Ernstfall funktioniert."

Zur Startseite