Gartner Hype Cycle

ChatGPT - der Hype erreicht seinen Gipfel

Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.
In Gartners "Hype Cycle für Emerging Technologies 2023" hat Generative AI den "Gipfel der überhöhten Erwartungen" erreicht. Wenn die Analysten recht behalten, folgt jetzt die Phase der Ernüchterung.
Auf dem Gartner Hype Cycle der "Emerging Technologies 2023" steht Generative AI ganz oben auf dem Gipfel der überzogenen Erwartungen. Von dort kann es nur noch in eine Richtung gehen...
Auf dem Gartner Hype Cycle der "Emerging Technologies 2023" steht Generative AI ganz oben auf dem Gipfel der überzogenen Erwartungen. Von dort kann es nur noch in eine Richtung gehen...
Foto: Gartner

Seit Jahren bringt Gartner seine Hype Cycles heraus, darunter den vielbeachteten Hype Cycle for Emerging Technologies. Der Theorie der Marktforscher zufolge durchlaufen alle aufstrebenden Technologien den gleichen Lebenszyklus: Sie erreichen nach anfänglich rasantem Aufstieg den Höhepunkt der inflationären Erwartungen, von dem es dann steil bergab in das Tal der Ernüchterung geht. Hypes, die diesen Absturz überstehen, arbeiten sich dann allmählich auf ein realistisches Level der produktiven Nutzung.

Ganz oben auf diesem "Peak of inflated Expectations" befinden sich demnach momentan Generative AIGenerative AI, außerdem Cloud-Native und KI-gestützte Softwareentwicklung. Diese Technologien werden den Marktauguren zufolge innerhalb von zwei bis fünf Jahren einen "transformativen Nutzen" erzielen. Immerhin: Gartner bezeichnet die mit dem Erscheinen von ChatGPT populär gewordene generative KI als einen "Schlüsseltrend in diesem Hype Cycle". Alles zu Generative AI auf CIO.de

Im KI-Bereich gibt es mehr als Generative AI

"Neue KI-Techniken werden einen tiefgreifenden Einfluss auf Wirtschaft und Gesellschaft haben", prophezeit Arun Chandrasekaran, Distinguished VP Analyst bei Gartner. Die sehr gut vortrainierten KI-Grundmodelle und deren Skalierbarkeit, aber auch die schon jetzt breite Akzeptanz von digitalen Assistenten läuteten eine neue Welle der Produktivität ein.

In seinem Hypecycle für aufstrebende Technologien lässt Gartner Jahr für Jahr die wichtigsten Erkenntnisse aus der Untersuchung von mehr als 2.000 Technologien einfließen und bringt diese bezüglich ihrer Reife und Akzeptanz in eine Reihenfolge. Die Analystin Melissa Davis warnt davor, dabei nur auf künstliche Intelligenzkünstliche Intelligenz zu blicken. "CIOs und CTOs sollten ihre Aufmerksamkeit auch auf andere Trends richten", so Davis. "Dazu gehören Technologien, die das Softwareentwicklungs-Erlebnis verbessern, Innovationen durch die allgegenwärtige Cloud ermöglichen sowie Sicherheit und DatenschutzDatenschutz vorantreiben." Alles zu Datenschutz auf CIO.de Alles zu Künstliche Intelligenz auf CIO.de

Neue Technologien bergen Risiken - aber auch große Chancen

Viele dieser Technologien im Hypecycle befänden sich noch in einem frühen Stadium, weshalb nicht sicher sei, wie sie sich weiterentwickelten. "Solche embryonalen Technologien bergen größere Risiken für den Einsatz, aber potenziell auch enorme Vorteile für frühe Anwender", sagt die Analystin.

Im KI-Umfeld macht Gartner neben GenAI auch noch andere Technologien aus, die ein "immenses Potenzial für digitale Kundenerlebnisse, bessere Geschäftsentscheidungen und den Aufbau einer nachhaltigen Wettbewerbsdifferenzierung" hätten, schreibt Gartner. Zu diesen Technologien gehörten KI-Simulation, kausale KI, föderiertes Machine Learning, Graph Data Science, neurosymbolische KI und Reinforcement Learning.

Im Bereich der Softwareentwicklung gerät die Developer Experience (DevX) immer mehr in den Blickpunkt: Sie bezieht sich auf alle Aspekte der Interaktion zwischen Entwicklern und den Tools, Plattformen, Prozessen und Menschen, mit denen sie arbeiten, um Softwareprodukte und -dienste zu entwickeln und bereitzustellen.

Für Generative AI geht es in nächster Zeit erstmal nur in eine Richtung: nach unten.
Für Generative AI geht es in nächster Zeit erstmal nur in eine Richtung: nach unten.
Foto: Lianys - shutterstock.com

Die Verbesserung der DevX ist laut Gartner für die meisten Unternehmen entscheidend für den Erfolg sämtlicher digitaler Initiativen. Sie stehe auch im Vordergrund, wenn es gelte neue Spitzenkräfte anzuwerben, die Moral im Team hochzuhalten und eine motivierende Arbeitsatmosphäre zu schaffen. Zu den Schlüsseltechnologien, die Entwicklern künftig die Arbeit erleichtern und ihren Job produktiver machen werden, gehören KI-gestütztes Software-Engineering, API-zentriertes SaaS, GitOps, interne Entwicklerportale, Open-Source-Programmbüros und Plattformen für das Wertstrom-Management.

Dezentrale Cloud-Angebote mit Branchenbezug kommen

Cloud Computing wird laut Gartner über die kommende Dekade allgegenwärtig werden und sich zum entscheidenden Treiber geschäftlicher Innovationen entwickeln. Gartner spricht von der Pervasive Cloud. Der Trend gehe von zentralen zu dezentralen Cloud-Angeboten, oft mit einem Fokus auf Branchen.

Um von ihren Cloud-Investitionen in vollem Umfang profitieren zu können, bräuchten die Betriebe eine automatische betriebliche Skalierung, den Zugang zu Cloud-native-Plattform-Tools und eine vernünftige Governance. Zu den Schlüsseltechnologien, die diese Pervasive Cloud ermöglichen, gehören demnach verbesserte FinOps-Angebote, geeignete Cloud-Entwicklungsumgebungen und Tools für die Steuerung der Nachhaltigkeit. Edge Computing werde wichtig, außerdem Industrie-Cloud-Plattformen und WebAssembly (Wasm). Bei letzterem handelt es sich um einen neuen Technologieansatz, mit dem sich Softwarecode unterschiedlicher Sprachen für die Webplattform kompilieren und im Browser innerhalb einer sicheren Sandbox fast mit nativer Geschwindigkeit ausführen lässt.

Einen weiteren Trend sieht Gartner in menschenzentrierter Sicherheit und Datenschutz. Hintergrund ist, dass der Mensch nach wie vor die Hauptursache für Sicherheitsvorfälle und Datenverstöße ist. Den Analysten zufolge können Unternehmen durch einen Ansatz, der Sicherheit und Datenschutz in das komplette "digitale Design des Unternehmens" einbindet, widerstandsfähiger werden. Zahlreiche neue Technologien ermöglichen es demnach, eine Kultur des gegenseitigen Vertrauens und des Bewusstseins für gemeinsame Risiken bei der Entscheidungsfindung zwischen vielen Teams zu schaffen.

Als Schlüsseltechnologien nennen die Analysten in diesem Zusammenhang AI TRISM (= Trust, Risk and Security Management), eine Cybersecurity Mesh Architecture, generative Cybersecurity AI, homomorphe Verschlüsselung und Postquantum-Kryptographie. (hv)

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