Strategien


BUSINESS-CONTINUITY

Gewappnet für den Ernstfall

05.11.2001

Auslöser für die Verbesserung des Katastrophenplans war bei der Dresdner Bank indes nicht der frühere Anschlag auf das World Trade Center, sondern eine Richtlinie der US-Notenbank Federal Reserve aus den Endachtzigern. Danach müssen BankenBanken gewährleisten, dass sie auch im Katastrophenfall ihre Geschäfte fortführen können. "Das verlangt nicht nur IT-Backup-Lösungen, sondern auch Pläne, wie die Geschäfte in einer solchen Situation praktisch weitergeführt werden können - etwa in welchen Räumlichkeiten", sagt Berry. Top-Firmen der Branche Banken

Für ähnliche Auflagen ist hierzulande das Bundesaufsichtsamt für das Kredit- beziehungsweise das Versicherungswesen zuständig. "In diesem Bereich hatten wir jedoch noch keine schwerwiegenden Probleme", sagt die Sprecherin der Bundesaufsichtsbehörde, Sabine Lautenschläger. Und ein Sprecher der Allianz bestätigt: "Unsere Rolle als Versicherungsunternehmen verpflichtet uns dazu, mit gutem Beispiel voranzugehen. "Die Dresdner Bank ist somit nicht nur darauf vorbereitet, im Ernstfall außerhalb des eigenen Gebäudes zu arbeiten, sondern hat auch das Wallstreet-Büro "so gut wie möglich" gegen Geschäftsunterbrechungen gesichert. Die Bank verfügt über zwei Telefonnetze und steht über zwei voneinander unabhängige Provider mit dem Internet in Verbindung (siehe dazu auch die ISP-Checkliste). Gibt es Probleme mit der Stromversorgung – wie in den ersten Tagen nach der Katastrophe -, sorgen Batterien solange für Energie, bis wenig später Notgeneratoren anspringen.

Und das Drehbuch für den Härtefall geht noch weiter. "Brauchen die Generatoren Diesel-Nachschub, haben wir Verträge mit zwei verschiedenen Lieferanten, die die Tanks wieder auffüllen", sagt Berry. Selbst unter Katastrophenspezialisten gilt der Notfallplan seines Hauses als mustergültig. Die aktuelle Krise habe gezeigt, dass andere Firmen längst nicht so gut vorbereitet waren: "Nur 6 unserer mehr als 40 betroffenen Kunden hatten ausgereifte Datensicherungssysteme wie Shadowing oder Mirroring", sagt Krisen-Manager Martin Goulbourn. Andere Unternehmen hätten Daten aus der gesamten Woche vor dem Anschlag verloren.

Firmen, die nach wie vor auf Disks oder auf extern gelagerte Papierdokumente gesetzt hatten, mussten bis zu vier Tage auf deren Lieferung warten. Teilweise wurden die Disks und Papierstapel mit Lastwagen über hunderte von Kilometern herangeschafft. Iron Mountain, in Sachen externe Datenspeicherung mit einem Marktanteil von rund vierzig Prozent vertreten, gab an, man habe rund eine Million Magnetbänder an 94 Kunden ausgeliefert. John Ford, Analyst bei der Investment-Bank Bear Stearns & Co., schätzt, dass insgesamt über zwei Millionen Tapes verschickt wurden. Laut einer Umfrage der Investment-Bank Morgan Stanley will jedes fünfte US-Unternehmen die jüngsten Erfahrungen zum Anlass nehmen, mehr in Sicherheits- und Backup-Systeme zu investieren.

Am meisten dürfte dies IBM freuen, seit kurzem an der Spitze im Sicherheitsmarktsegment. Im letzten Jahr machte IBM nach Angaben der Gartner Group in dieser Sparte rund 600 Millionen Dollar Umsatz, gefolgt von Comdisco mit 480 Millionen Dollar; Sun-Gard ist mit Erlösen von 350 Millionen Dollar die Nummer drei. Der Markt wächst überdurchschnittlich, auch in Europa. Die deutschen Niederlassungen der Sicherheitsfirmen registrieren seit dem Anschlag in New York allerdings noch keine gesteigerte Nachfrage. Genau darin liegt die Chance für heimische CIOs: Allen Vorständen erscheint Business-Continuity im Augenblick so wichtig wie nie - und die Anbieter können noch Aufträge annehmen.

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