KI treibt Aktienkurse

Die 100 wertvollsten Unternehmen

Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Im Ranking der 100 wertvollsten Konzerne dominieren US-amerikanische Tech-Anbieter. Vor allem KI weckt die Fantasie der Investoren. Immerhin schafften es auch zwei deutsche Unternehmen in die Top-100.
Die Tech-Branche macht wieder ordentlich Geld - vor allem in den USA.
Die Tech-Branche macht wieder ordentlich Geld - vor allem in den USA.
Foto: Rrraum - shutterstock.com

Künstliche IntelligenzKünstliche Intelligenz beflügelt die Aktienkurse der großen Tech-Konzerne. Als vor einem Jahr die Kurse der großen Technologie-Anbieter massiv eingebrochen waren, konnten vor allem die Energiekonzerne vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs ihren Börsenwert rasant steigern. Doch nun haben sich die Big-Tech-Firmen eindrucksvoll zurückgemeldet. Alles zu Künstliche Intelligenz auf CIO.de

Im Ranking der weltweit 100 Unternehmen mit dem höchsten Börsenwert konnten sich einem aktuellen Ranking von EY zufolge zur Jahresmitte 23 Technologieunternehmen platzieren - zu Jahresbeginn waren es nur 19. Der Wert dieser Tech-Konzerne stieg im Verlauf des ersten Halbjahres 2023 um 45 Prozent von knapp 9,1 auf über 13,1 Billionen Dollar. Keine andere Branche habe eine auch nur annähernde Wertsteigerung verzeichnen können, konstatieren die Marktbeobachter.

Generative KI – ein Billionen-Dollar-Geschäft?

Die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY ermittelt im Halbjahresturnus die die am höchsten bewerteten Unternehmen weltweit. Stichtag für die vorliegende Analyse war der 30. Juni 2023 (nach Börsenschluss).

Top-100: Plus 5,8 Billionen Dollar in sechs Monaten

In Summe kommen die Top-100 auf einen Börsenwert von 34,4 Billionen Dollar, das sind 20 Prozent beziehungsweise 5,8 Billionen Dollar mehr als zur Jahresmitte 2022. Dominiert wird das Ranking von US-amerikanischen Konzernen, von denen 62 unter den 100 größten Firmen gelistet sind. Von den zehn höchstbewerteten Firmen kommen sogar neun aus Amerika.

Von 2007 bis 2023 ist die Anzahl europäischer Konzerne in den Top 100 stark gesunken.
Von 2007 bis 2023 ist die Anzahl europäischer Konzerne in den Top 100 stark gesunken.
Foto: EY

Das wertvollste Unternehmen der Welt war Mitte 2023 AppleApple mit einem Börsenwert von etwa drei Billionen Dollar. Damit holt sich der iPhone-Erfinder seine Spitzenposition zurück, nachdem ihm vor einem Jahr der saudische Ölkonzern Saudi Aramco kurzzeitig die Krone entrissen hatte. Auf Platz zwei liegt Microsoft mit gut 2,5 Billionen Dollar, gefolgt von Aramco (knapp 2,1 Billionen Dollar). Alles zu Apple auf CIO.de

Top-ten: Die zehn teuersten Konzerne der Welt
Top-ten: Die zehn teuersten Konzerne der Welt
Foto: EY

Auf den weiteren Rängen dominieren ebenfalls Tech-Konzerne. Im Club der Billionen-Dollar-Unternehmen finden sich die Google-Mutter Alphabet (1,5 Billionen Dollar, Platz 4), AmazonAmazon (1,3 Billionen Dollar, Platz 5) und Nvidia (eine Billion Dollar, Platz 6). Die Top Ten komplettieren auf den weiteren Rängen Tesla (830 Milliarden Dollar), Warren Buffetts Investment-Gesellschaft Berkshire Hathaway (745 Milliarden Dollar), die Facebook-Mutter Meta (735 Milliarden Dollar) und der Kreditkarten-Gigant Visa (487 Milliarden Dollar). Alles zu Amazon auf CIO.de

Europa und Deutschland verlieren den Anschluss

Europäische Unternehmen schafften es nicht unter die weltweiten Top Ten. Von den 100 wertvollsten Firmen haben insgesamt 19 ihren Hauptsitz in Europa - 16 stammen aus Asien. Der wertvollste europäische Konzern ist aktuell der französische Luxusgüter-Konzern LVMH (mit Marken wie Louis Vuitton, Moët & Chandon, Bulgari, Kenzo, Dior, Fendi, TAG Heuer, Dom Perignon und anderen) auf Rang zwölf.

Nachdem Deutschland in den beiden zurückliegenden Rankings Mitte 2022 und Anfang 2023 nicht in den Top-100 vertreten war, schafften es zur Jahresmitte immerhin zwei Konzerne zurück auf die Liste: SAPSAP belegt mit einem Börsenwert von 159 Milliarden Dollar Rang 71 (zu Jahresbeginn Rang 106), SiemensSiemens klettert von Platz 115 auf 91 und ist aktuell gut 132 Milliarden Dollar wert. Andere europäische Länder stehen besser da: Frankreich stellt sechs Top-100-Unternehmen, Großbritannien fünf und die Schweiz drei. Top-500-Firmenprofil für Siemens Alles zu SAP auf CIO.de

2007 bis 2023: Die Anzahl deutscher Unternehmen in den Top 100 ist von sieben auf aktuell zwei gesunken.
2007 bis 2023: Die Anzahl deutscher Unternehmen in den Top 100 ist von sieben auf aktuell zwei gesunken.
Foto: EY

"Die weltweite Euphorie rund um die neuen Möglichkeiten, die KI für Unternehmen wie Privatleute bieten könnte, hat an den Weltbörsen für eine neue Dynamik gesorgt", kommentiert Henrik Ahlers, Vorsitzender der Geschäftsführung von EY in Deutschland, die Ergebnisse. "Auch wenn derzeit noch weitgehend unklar ist, welche Geschäftsmodelle von diesen technologischen Durchbrüchen besonders stark profitieren werden, wird doch immer klarer: KI bringt enorme Produktivitätspotenziale mit sich, senkt Produktionskosten, ermöglicht neue Produkte und führt zu einem tiefgreifenden Wandel der Arbeitswelt, der für die allermeisten Beschäftigten auch ganz konkret im Alltag spürbar wird." Angesichts dieser Perspektiven sei es wenig verwunderlich, dass das Thema auch an den Weltbörsen für Furore sorgt.

Deutsche Unternehmen im Krisenmodus

Dieser Trend spiegelte sich im ersten Halbjahr insbesondere in der Entwicklung der Technologie-Konzerne wider: So wuchs der Börsenwert des US-Chipherstellers Nvidia um fast 200 Prozent und katapultierte das Unternehmen vom 17. auf den sechsten Rang. Aber auch andere Unternehmen, die an KI-Lösungen arbeiten, verzeichneten starke Wertzuwächse: Die Google-Muttergesellschaft Alphabet steigerte ihren Börsenwert um 133 Prozent, Apple um 48 Prozent, Microsoft um 42 Prozent.

Vor allem US-Firmen profitieren vom Megatrend KI

"Der aktuelle KI-Boom zeigt es überdeutlich", konstatierte Ahlers. "Wieder einmal sind es in erster Linie US-Unternehmen, die an den Börsen von einem neuen Megatrend profitieren und an Bedeutung gewinnen." Vom aktuellen Gesamtwert aller Top-100-Unternehmen von 34 Billionen Dollar entfallen 24 Billionen Dollar - das sind 70 Prozent - auf US-Firmen.

Der EY-Manager erwartet beim Thema KI weitere technologische Durchbrüche. "Deutsche und europäische Unternehmen haben grundsätzlich alle Chancen, diese Umwälzungen mitzugestalten und vom Getriebenen zum Jäger zu werden", sagt Ahlers. Angesichts der aktuellen Rahmenbedingungen mit einer hohen Inflation, schrumpfenden Wirtschaft, erheblicher geopolitischer Spannungen und einem Krieg in Europa spreche derzeit allerdings wenig dafür, dass es kurzfristig zu einer Aufholjagd europäischer Unternehmen kommen wird.

Henrik Ahlers, Geschäftsführer von EY in Deutschland, glaubt, dass europäische und deutsche Unternehmen beim Thema KI durchaus mitreden könnten - die schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen machen ihnen jedoch einen Strich durch die Rechnung.
Henrik Ahlers, Geschäftsführer von EY in Deutschland, glaubt, dass europäische und deutsche Unternehmen beim Thema KI durchaus mitreden könnten - die schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen machen ihnen jedoch einen Strich durch die Rechnung.
Foto: EY

Der Ausblick auf den weiteren Jahresverlauf sei generell wenig vielversprechend, so Ahlers: "Die Unternehmensgewinne, die im vergangenen Jahr sehr hoch waren, dürften sich in diesem Jahr deutlich verhaltener entwickeln, der Kostendruck steigt, die Inflation sinkt nur langsam, so dass die Kauflaune der Menschen vorerst gedämpft bleibt."

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